Wiederaufbau als Praxiserfahrung und digitales Kunstprojekt

26.9.2023
|
Lesedauer:
3 Minuten

Der Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ finanzierte Kindern mit Behinderung ein Onlineprojekt und Jugendlichen eine Reise ins Ahrtal.

Eine Klasse – eine Mission: Es war der 26. September 2022, als die zwölf Zehntklässler der Julius-Leber-Schule in den Flixbus Richtung Süden stiegen. Ziel war die Gemeinde Kreuzberg im Ahrtal, die im Sommer 2021 schwer von der Hochwasser-Katastrophe getroffen wurde und weiterhin unter den Zerstörungen leidet. Die jungen Hamburger wollten gemeinsam mit Lehrer Heiko Memming und Berufseinstiegsbegleiterin Jeannette Kolzau vier Tage vor Ort helfen. Die Finanzierung der Reise war erst in letzter Minute durch eine Spende des Abendblatt Vereins zustande gekommen. Als Schülerinnen und Schüler einer sogenannten Praxisklasse sind die Teenager es gewohnt, Hand anzulegen. In ihrem Alltag verbringen sie bereits drei Tage pro Woche in Betrieben und sammeln Praxiserfahrungen, um direkt nach Klasse zehn in eine Ausbildung zu wechseln.

Im Ahrtal errichteten die Schüler einen neuen Zaun, der nun einen Bauwagen für Kita und Jugendclub vom dahinter liegenden Fluss trennt. Die Unterbringung in Schlafcontainern im Handwerkerdorf in Krälingen-Berg war alles andere als luxuriös, zur Arbeit und zurück legten sie jeden Tag je zwei Stunden Fußmarsch hin. Die Gespräche mit Handwerkern aus Deutschland und der Schweiz sowie den Einheimischen, die die Jugendlichen in ihre oft immer noch zerstörten Häuser einluden, hinterließen einen tiefen Eindruck. Aber auch die Erfahrung, über sich selbst hinauswachsen und helfen zu können zeigte Wirkung. So bilanzierte Schüler Tidjan nach der Rückkehr: „Diese Fahrt war die beste Reise, die ich von der Schule aus je gemacht habe!“

Hamburger Kunstprojekt „Die Kunsties“ für Kinder mit Behinderung

Der acht Jahre alte Emre spricht kaum und ist nicht gern unter fremden Kindern, aber er unternimmt gern etwas mit seiner Mutter Katrin Ünlü – und seit er bei den „Kunsties“ mitgemacht hat, malt und bastelt er auch gerne. Das inklusive Kinder-Kunstprojekt wurde von Mitarbeiterinnen der Ev. Stiftung Alsterdorf als digitales Angebot speziell für Jungen und Mädchen mit Behinderung und aus sozial benachteiligten Familien während der Corona-Pandemie entwickelt und vom Abendblatt-Verein finanziell gefördert.

„Kunsties“-Projektleiterin Conny Zoker und Emre überbrachten Sabine Tesche (M.) als Dankeschön selbst gemalte Bilder in die Abendblatt-Redaktion.
Foto: Sabine Tesche (FMG)

Allen teilnehmenden Kindern wurden dafür Kunst-Materialien kostenfrei zur Verfügung gestellt, von Staffeleien und Leinwänden über Profipinsel bis hin zu hochwertigen Acrylfarben und Ton. „Über die geschlossene Plattform humhub haben die Teilnehmer jede Woche einen Video-Impuls zum Arbeiten mit unterschiedlichen Materialien und zu unterschiedlichen Themen bekommen“, erklärt Projektleiterin Conny Zolker.

Hinterher ein Buch mit den kunterbunten Bildern

Die Kinder konnten dann auf humhub die Fotos ihrer Werke hochladen, die Arbeiten anderer kommentieren und untereinander Erfahrungen austauschen. „Emre war vorher nicht sehr kreativ, aber bei den Kunsties war er begeistert dabei“, so Katrin Ünlü. Nach dem erfolgreichen Auftakt im Frühjahr und der zweiten Runde im Herbst 2021 gab es letztes Jahr einen dritten Durchgang.